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Irrealität - Eine Realitätsebene im Handeln und in der Kunst
Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2011
Leander Kaiser, Wien, September / Oktober 2011
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Diego Velázquez, Infantin Margarita, 1653

Diego Velázquez,
Infantin Margarita, 1653

Der Abstieg Spaniens von einer europäischen Hegemonialmacht zur militärischen Zweitrangigkeit war bereits vollzogen. Was Velázquez in seinem Hofamt, mit dem Blick eines Mannes, der die Sache sehr wohl auch von außen sehen konnte, vor sich hatte, waren nur zu oft die Flicken, mit denen der Schein imperialer Größe aufrechterhalten werden musste: den Schein zu wahren, ist ja das wahre Decorum des Niedergangs. Dieser Schein galt aber immer noch dem Adel und großen Teilen des Volkes als eine höhere Wirklichkeit; der König als die Weltachse, in deren Nähe zu sein, erst vollen Lebenssinn verbürgen konnte, rotierte in einem komplizierten System von Verhaltensregeln und Hierarchien, deren Einhaltung und Ausbau größte Wichtigkeit zukam.

Ich mach jetzt einen Sprung von zweieinhalb Jahrhunderten und komme auf die Malerei von Giorgio De Chirico in der ersten Hälfte der Zehnerjahre des vergangenen Jahrhunderts. De Chirico war in seiner Jugend vom Symbolismus des späten 19. Jahrhunderts beeinflusst, von Arnold Böcklin insbesondere, und er hat auch eine Zeit in der Stadt verbracht, in der der Symbolismus über den Jugendstil und den Expressionismus in die Abstraktion übergegangen ist, nämlich München. Seine Fantasien italienischer Plätze verdanken dem toskanischen Stil münchner Architekten des 19. Jahrhunderts mehr als deren historischen Vorbildern.

 
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