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STORIE

Leander Kaiser, 1988
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STORIE nannte die Renaissance Menschendarstellungen in der Malerei, die auf allgemein verbindliche Inhalte der Weltanschauung bezogen waren, also die Bilder mit religiöser und dann auch mit antik-mythologischer Thematik. Die Historienmalerei des vergangenen Jahrhunderts hat daraus illustrative Schilderungen vergangener Ereignisse gemacht (und die menschliche Individualität zum Mittel der Illustration). Trotzdem würde ich meine Bilder gerne Historienbilder nennen, schon wegen des Historischen und des Erzählerischen, das darin enthalten ist. Vor allem aber liegt selbst in der verkommenen Tradition des Historienbildes der Anspruch, das menschliche Tun als geschichtliches Handeln mit seinen symbolischen Implikationen zum Gegenstand der Malerei werden zu lassen.

Man könnte also ungefähr dort ansetzen, wo Cézanne die Problematik des „modernen Historienbildes“ und der „reellen Allegorie“ liegenließ, um sich der malerischen Umsetzung und Rekonstruktion der allerdings ruhiggestellten Natur zuzuwenden. Das Grundproblem war meines Erachtens, daß die gesellschaftliche Gegenwart für die sinnliche Wahrnehmung immer unüberblickbarer, irrealer, gespenstischer und damit für die Malerei (in ihrer damaligen Form) immer unfaßbarer wurde. Dieses Grundproblem besteht nach wie vor, und nach wie vor landet die Malerei schnell bei einem oberflächlichen Milieu-Realismus, allerlei Symbolismen und der historischen Illustration, wenn sie ein Bild der Zeit geben will. Ich rede hier gar nicht von denen, die sich entschlossen haben, religiös zu werden oder die Kunst als Religionsersatz zu betreiben. So wenig ein ungebrochenes Leben in der Gegenwart durch den einfachen Bruch mit der Vergangenheit zu erlangen ist, so wenig ist die schlichte Rückkehr zu einem früheren historischen Ausgangspunkt möglich. Im Grunde ist beides Eskapismus.

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